Panke-Postille Nr. 23/2004

Mauer-Erbe" 2

Das (fast) vergessene Mauerstück

Auf dem Hof unseres Heimatmuseums an der Pankstraße steht seit April 1990 ein “Stützwandelement” aus der ehemaligen Grenzmauer Bernauer-/ Brunnenstraße, komplett mit Graffiti- und Mauerspechtspuren und der “Krone”, wie die damaligen Ost-Behörden das Maueroberteil nannten.

Der Nord-Berliner bezeichnete es, nach der Aufstellung im Überschwang der Begeisterung über den Mauerfall, als einen “stummen Zeugen der Geschichte”.

Und heute ? Das Mauerstück steht in einer hinteren Ecke des Museumshofes - fast als wollte man es verstecken -, schräg davor die Müllkästen des Museumsrestaurants, angelehnt an die Rückseite eines Nachbarhauses, ohne Hinweis auf Herkunft, Aufstellungszeit und nähere Angaben über dieses “ Geschenk” des damaligen Bezirkes Mitte an das Weddinger Bezirksamt - unbeachtet und verloren.

Vor dem Brand im Heimatmuseum vor einem Jahr hatten manchmal Schulkinder mit Lehrern und andere Besucher des Museum das Mauerstück bestaunt. Aber seit der vorläufigen Schließung des Museums hasten die Leute an der Pankstraße 47 vorbei und beachten kaum das Mauerstück auf dem Hof.

Obwohl es mit 4,20 m Höhe, 2.10 m Breite und einem Gewicht von 4,8 Tonnen (damals mit einem Kran auf einen Sockel gestellt) nicht zu übersehen sein sollte, bleibt es doch weitgehend im Hintergrund und ohne Kenntnisnahme. Man hat andere Sorgen, der Mauerfall ist lange her - was ist heute noch ein Stück der früheren “Schicksalsmauer” ?!

Oder wird man sich bei der Diskussion um die Reste der Berliner Mauer als mögliches (sehr strittiges) WeltKulturerbe oder bei anderer Gelegenheit - wie auch immer - vielleicht doch noch an dieses Mauerstück erinnern und seinen Platz würdig gestalten ? Ohne Kosten natürlich.

Wir haben hier ein eigenes “Stück” Erbe, immerhin in Verwaltung des Bezirkes Mitte, aber wer kümmert sich.... .
Helmut Wolff
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Nachsatz: Vor ca. fünf Jahren hat der Vorsitzende des Weddinger Heimatvereins der Leiterin des Weddinger Heimatmuseums den Vorschlag gemacht, das Mauerstück nach vorn, zwischen die beiden Bäume zu ziehen, damit es aus der “Müllecke” heraus kommt. Wir boten dabei an, eine Tafel über den Ursprung zu sponsern und bei Baufirmen für die Stellung eines Kranes zu werben. Dies war damals möglich. Leider ist seither nichts geschehen.

Der Vorstand