Nostalgie-Dampferfahrt zum Tegeler See

Unsere diesjährige Dampferfahrt führte uns über den Westhafen und den Hohenzollernkanal vorbei an Saatwinkel und Blumeshof zum Tegeler See.

Mit dem Wetter hatten wir es so gut getroffen, dass unter Deck mehr Plätze besetzt waren als auf dem Oberdeck. Dort war infolge von 32° C im Schatten – den es dort nicht gab – die Fluktuation sehr groß – trotzdem haben die 52 Teilnehmer der Fahrt auch diese wieder genossen, nicht nur wegen der Verpflegung, sondern einfach weil es spaß machte wieder in trauter runde auf dem Dampfer Venus mit seiner angenehmen Besatzung durch die Gewässer Berlins zu schippern.

Und wieder konnten wir am Rande der Fahrt Komorane und zahlreiche Reiher beobachten, aber auch Dohlen, die einen verendeten Fisch ans Ufer zogen.

Wir fuhren über den Nordhafen zum Westhafen und damit immer an der Weddinger Grenze lang. An der Kieler Straße und Brücke mit dem letzten voll erhaltenen Wachturm, den der Bruder des ersten Toten im Kanal – Günther Litfin – vor dem Abriss rettete, an der Mündung der Panke neben Schering und Vattenfall, den Genossenschaftshäusern der Wohnungsbausgesellschaft 1892 am Nordufer mit seinen bekannten Kneipen “Lindengarten” und “Deichgraf”, kamen wir zum Westhafen. Am Gebäude der Wasserstraßendirektion und den zahlreichen Hausbooten auf denen fleißig gegrillt wurde erreichten wir die Schleuse Plötzensee und dann ging es an der ehemaligen westberliner Regattastrecke auf Hohenzollernkanal nach Saatwinkel.

Interessant war auch, dass das Strandbad Tegel – privat betrieben kaum besucht war, während die Freibadestellen überquollen. Vielleicht sollte der Betreiber einmal seine Preise überprüfen, denn früher war dieses Stückchen Strand am Tegeler See so begehrt, dass man kaum einen Fuß auf den anderen setzen konnte ohne die Decke eines anderen Besuchers zu betreten.

Bemerkenswert auch die Entwicklung alter Ausflugsorte: Zum Beispiel Blumeshof. Dieser traditionelle Ausflugsgasthof ist zu einem Standort für beliebige Wohnwagen reduziert worden. Die Anlegestelle ist umgeben von zahlreichen Bootsstegen. Alteingesessene Bootsstege gibt es nicht mehr, weil diese an Bootsverleiher vergeben wurden, die augenscheinlich vorher die umfassende Schilflandschaft zwischen Blumeshof und dem Strandbad Saatwinkel systematisch beseitigt hatten. Den Reinickendorfer Naturschützern scheint dies nicht aufgefallen zu sein.

Dass dies nicht so sein muss, zeigen andere Teile des Sees, wo sich das Schilf erholt. Inzwischen gibt es wieder Frösche und Krebse im Tegeler See, selbst im gebeutelten Saatwinkel.

Interessant auch die Industrieentwicklung im ehemaligen Arkanbereich der Fa. Siemens-Schuckert. Wer hätte dort die Fa. Pirelli vermutet.

Insgesamt war dies wieder eine eindrucksvolle Sicht der Stadt vom Wasser aus, die nach heicht, im nächsten Jahr noch ein anderes Stück Wasser in Berlin oder im Umland zu erkunden.

Für die Organisation danken wir Günter Malchow und Peter Chucharski.

Bernd Schimmler