Panke-Postille Nr. 25/2005

Horst-Dieter Havlicek 
Bezirksstadtrat a.D.

Mit der Bezirksfusion muste Horst-Dieter Havlicek seine Aufgaben als Finanzstadtrat und stellvertretender Bürgermeister des Bezirkes Wedding sein Amt aufgeben. Er war zu diesem Zeitpunkt der dienstälteste Berliner Bezirksstadtrat. Seit dem 3. Mai 1979 gehörte er dem Weddinger Bezirksamt an, zunächst als Gesundheitsstadtrat und seit dem 18.4.1985 als stellvertretender Bürgermeister, sowie seit dem 18.5 1989 als Finanzstadtrat, ab 1995 zusätzlich auch für das Ressort Wirtschaft zuständig. Als Wirtschaftsstadtrat hatte er hervorragende Beziehungen zu den Weddinger Unternehmen und konnte diese stets auch für ein Engagement für den Wedding gewinnen.

Trotz guter Umfragewerte hatte er mehrmals als Spitzenkandidat der CDU es nie geschafft, Bürgermeister zu werden, zuletzt, verweigerte die Möglichkeit, die Bürgermeister mit einer Koalition der Fraktionen in der BVV zu wählen, ihm sein Ziel zu verfehlen. SPD und GRÜNE wählten erneut Hans Nisble, trotz eines sehr guten Ergebnisses der Weddinger CDU.

Horst-Dieter Havlicek wurde vor 62 Jahren am 21.9.1942 geboren. Nach seiner Schulzeit studierte er Jura an der FU-Berlin und engagierte sich im RCDS und in den Gremien der FU. Auch in der Jungen Union war er aktiv, so als stellvertretender Landesvorsitzender. Beruflich wirkte er zunächst u.a. als Planungsbeauftragter, im damals gerade neu installierten bezirklichen und überbezirklichen Planungssystem für diese Stadt Berlin. Dann wurde er Gesundheitsstadtrat und später Finanzstadtrat. Auch nach der Vereinigung ließ er sich in die Pflicht nehmen und kandidierte erfolgreich für die BVV, der er vom Oktober 2000 bis zur vorzeitigen Neuwahl im November 2001 angehörte.

Daneben wirkte er in zahlreichen Ehrenämtern, so als Vorstandsvorsitzender der Schrippenkirche e.V., einem Behinderten- und Altenheim in der Weddinger Ackerstraße mit inzwischen über hundertjähriger Tradition. außerdem war er stellvertretender Vorsitzender des Drogennotdienstes und zahlreichen anderen caritativen Organisationen, z.B. dem Träger e.V.. Für caritative Aktionen war er deshalb auch immer bereit, sich zu engagieren, sei es bei der Unterstützung der Einrichtung für Alkoholabhängige nahe dem Schillerpark oder dem Spargelschälen im Gesundbrunnen-Center zugunsten der Jugendarbeit der evangelischen Friedensgemeinde im Sommer 2000, als er alle Mitschäler locker in den Schatten stellte. Also auch im Haushalt ein Könner.

Aber auch im kulturellen Bereich unterstützte er seine Kollegen und ermöglichte damit solche kulturellen Aktivitäten u.a. wie den Beckmann-Saal, die Aktivitäten des Heimatmuseums.

Als Finanz- und Wirtschaftsstadtrat war er nicht nur der Mentor des Wirtschaftskreises Wedding und unterstützte Ansiedlungen z.B. des Gesundbrunnen-Centers, deren Genehmigung durch den Weddinger Baustadtrat berlinweit nicht überall begrüßt wurde.

Nach seinem Ruhestand mußte er enttäuscht zur Kenntnis nehmen, dass seine Nachfolger - gerade auch aus der eigenen Partei - zumeist in Unkenntnis der realen Entscheidungssituation frühere Entscheidungen als falsch hinstellten, ohne eigene Lösungsmöglichkeiten auch nur zu haben. Das private - aber gescheiterte - Bauvorhaben an der Jülischer Straße gehörte ebenso hierzu, wie die baulische Anpassung des Krematoriums an die modernen Umweltstandards - später schloß das Mitte-Bezirksamt dieses modernste Krematorium der Stadt -, was einen CDU-Stadtrat sogar zu einer Strafanzeige veranlasste.

Von dieser Strafanzeige erfuhr Dieter Havlicek zum Glück nichts mehr, denn im letzten Jahr erlitt er nach einem Tennisspiel, das er unglücklich verlor - worüber er sich etwas ärgerte - einen Schlaganfall auf dem Tennisplatz, der aber, da er sich in die Clubräume zurückgezogen hatte, nicht sofort bemerkt wurde. Er fiel ins Koma, Tage bevor er in eine neue Wohnung umziehen wollte. Aus dem Koma erwachte er nicht mehr.

Am Pfingstsamstag, dem 14. Mai 2005 verstarb Horst-Dieter Havlicek in der Einrichtung des Vereins Schrippenkirche e.V., deren Vorsitzender er bis zuletzt war.

Mit Horst-Dieter Havlicek verliert der Bezirk Mitte und insbesondere der Wedding einen höchst engagierten und kämpferischen Kommunalpolitiker, der sich nicht scheute, für den Bezirk auch einmal zu entscheiden und nicht ängstlich zu fragen - wie es heute üblich ist - was denn die anderen sagen könnten. Kernige Typen wie er, die stets auf dem Boden der normalen Menschen blieben und daher auch mit ihnen stets in Kontakt blieb, sind heute selten. Abstand zum Bürger war sein Ding nicht! Dies wird uns fehlen.

Bernd Schimmler